4 Juni 2020

Corona Superstar

Mein Name ist Corona. Ich bin ein Virus. Geboren bin ich wahrscheinlich in China. Manche sind auch der Meinung, mein Vater sei ein Mensch namens Bill Gates. Oder wurde ich von einem Geheimdienst zur Welt gebracht?Genau weiß ich es nicht. Und es ist mir auch völlig egal. Viel entscheidender ist, ich bin in aller Munde – und das in engerem Sinne. Ich habe eine Schwäche für die Schleimhäute der Menschen.


Ich bin winzig klein, und doch kennt mich jeder, weltweit. Ich beherrsche seit Monaten die Nachrichten und es gibt keinen Tag, an dem nicht über mich in Zeitungen und Fernsehen berichtet wird. Sogar Sondersendungen werden wegen mir geschaltet.

Die meisten Menschen halten mich für gefährlich, weil ich sehr ansteckend bin. Die meisten glauben, ich bin gefährlich, weil ich mich in ihren Lungen einnisten könnte. Darüber kann ich nur lachen. Ich bin gefährlich, aber aus ganz anderen Gründen. Ansteckend ist die Angst vor mir. Die Angst ist es, die die Welt der Menschen so empfindlich trifft. Ich weine der Zerstörung ihrer Wirtschaft nicht nach, die ihrerseits so viel Verderben über Lebewesen bringt. Ich trauere nicht um die Fabriken, die sie schließen, um die Städte, die sie abschotten. Sie sagen, sie tun es wegen mir. Doch in Wahrheit tun sie es aus Angst. Sie vermeiden den Kontakt zueinander, weil sie glauben, das fördere ihre Gesundheit. Sie sperren sich sogar freiwillig ein. Sie tragen Masken, weil sie sich schützen wollen. Doch Masken schützen nicht vor den eigenen Ängsten. So irren sie durch ihr Leben, geblendet von Lügen und Illusionen. Ihr eigentliches Problem erkennen sie nicht. Stattdessen glauben sie, sie tun das alles wegen mir.


Es gibt aber auch Menschen, die sich nicht vor mir fürchten. Vielleicht wissen die mehr als andere. Einige von ihnen mögen es, wenn die Menschheit in Angst und Schrecken versinkt. Wenn sie die Möglichkeit dazu haben, fördern sie die Panik sogar. Denn sie nutzen sie, um damit Geschäfte zu machen, um ihre Macht auszuweiten, um sich reich und reicher zu machen. Über diese Leute redet niemand. Über die gibt es keine Sondersendungen im Fernsehen. Manchmal wird sogar behauptet, es gäbe sie gar nicht.

Viel lieber redet man über mich. Ich bin ja auch Corona, der Superstar.

Und keine Angst: Nach der Sommerpause komme ich wieder – versprochen!


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Verfasst 4. Juni 2020 von Simon in category "Satire", "Synapsenakrobatik

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