20 Januar 2023

Der Neujahrswumms und andere Knaller

Wieder ist ein Jahr zu Ende und wir können stolz sagen: Wir leben noch – und die Russen sind nicht in Deutschland einmarschiert. Das alles haben wir der weitsichtigen und verantwortungsvollen Politik der Regierung zu verdanken. Die zweite gute Nachricht: Unsere Sirenen funktionieren nun wieder. Ist das nicht beruhigend? Auch wenn unsere Puma-Panzer defekt sind. An Neujahr zeigte sich, dass das Volk durchaus ohne Panzer wehrhaft ist. Wer mit Feuerwehrleuten und Sanitätern fertig wird, für den dürften Soldaten kein Problem darstellen. Ja, das war ein Event diese Neujahrsnacht! Vor allem in Berlin hat es ordentlich gewummst. Haben die jungen Leute den Scholz irgendwie falsch verstanden?

Die Verteidigungsministerin hat es dann auch gleich mal weggewummst. Vielleicht hat man ihr übelgenommen, dass sie schwärmte, man lerne in einem Krieg interessante tolle Menschen kennen. Ihren Job hätte eigentlich wieder eine Frau übernehmen sollen. Aber dann fiel die Wahl auf Boris Pistorius. Ob der nun in Frauenkleidern ins Ministerium kommen muss? Wäre mal etwas Neues.

Und was erwartet uns sonst noch Neues in diesem Jahr? Der Umbau zu einer klimaneutralen Gesellschaft schreitet ungebremst voran. Unser Anteil an E-Fahrzeugen wächst. Der Kohleausstieg wird vorbereitet. Auf russisches Gas verzichten wir aus humanitären Gründen. Und die letzten Atomkraftwerke werden abgeschaltet. Einige Klimaleugner und Verschwörungsschwurbler werden jetzt fragen: Ja woher soll denn der Strom in Zukunft kommen? Ganz einfach, wir reaktivieren unsere ehemalige Kolonie Namibia. Dort gibt es Sonne zum Abwinken. Die liefern uns Wasserstoff aus Solarenergie und wir bieten ihnen tolle Jobs als Panel-Entstauber oder so. Na gut, die Wasserstoffproduktion muss noch bis 2025 warten. In der Zwischenzeit schränken wir uns eben ein bisschen ein. Wir schaffen das!

Wirtschaftlich geht es uns ja gut. Es gab ein Wachstum von 1,9 Prozent. Aber natürlich kommt von den alternativen Medien wieder der Einwand, dass die Inflationsrate mit hineinspielte und es ein Rekord an Insolvenzen gab. Schwarzmaler, allesamt! Man muss das positiv sehen: Endlich wird in den Industriegebieten Platz für neue Unternehmen geschaffen – oder für Flüchtlingsunterkünfte. Apropos Flüchtlinge. Davon gab es jede Menge. Nicht nur die, welche nach Deutschland kamen, sondern auch viele, die good old Germany den Rücken kehrten. Möglicherweise werden deshalb überall Mitarbeiter gesucht. Aber jetzt sind ja Flüchtlinge da. Die können für uns die niederen Arbeiten erledigen zum Beispiel die Pflege von alten und kranken Menschen. Dann können wir endlich unsere Freiheiten genießen und kommen pünktlich nach Hause, um Bares für Rares zu gucken.

Wobei Freiheit ist ja jetzt die Floskel des Jahres 2022. Wir haben zu den dunklen Coronazeiten gesehen, wie überbewertet dieser Begriff ist. Brauche ich die Freiheit, täglich die Wohnung zu verlassen, wenn ich doch meine Arbeit auch von zu Hause aus machen kann? Brauche ich die Freiheit, ohne FFP2-Maske herumzulaufen? Brauche ich die Freiheit, selbst zu entscheiden, ob mir ein Medikament gespritzt wird oder nicht? Nein! Das Verlassen der Wohnung ist per se schon ein Risiko. Vielleicht stürzt man die Treppe hinunter, vielleicht rutscht man auf dem Gehweg aus oder man wird überfahren. Alles Risiken, die letztlich vermeidbar sind. Und die Maske? Sie schützt nicht nur vor Viren. Sie befreit uns davon, in den Ellenbogen zu husten oder niesen, denn alles wird von dem nützlichen Flies aufgefangen. Niemand bemerkt es, wenn wir gähnen. Und keinem fallen unsere Zahnlücken auf. Was die Medikamente betrifft, da weiß die Pharmaindustrie sowieso besser, was gut für uns ist.

Warum weiß sie das? Weil sich ihre Vertreter mit den anderen wichtigen Personen beim Weltwirtschaftsforum in Davos treffen. Dort wird von ihnen entschieden, was uns gut tut und was nicht. Außerdem planen sie die Verschwörungen, die dann später von den Verschwörungstheoretikern aufgedeckt werden. Wäre es da nicht effizienter, die Verschwörungstheoretiker gleich nach Davos einzuladen?

Foto (Panzer) von Kevin Schmid auf Unsplash

Foto (Umspannwerk) von Iqram-O-dowla Shawon auf Unsplash

Foto (Chart) von Nick Chong auf Unsplash


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Verfasst 20. Januar 2023 von Simon in category "Satire

1 COMMENTS :

  1. By Fred Lang on

    „Wäre es da nicht effizienter, die Verschwörungstheoretiker gleich nach Davos einzuladen?“

    Das sollte unbedingt künftig so gemacht werden, finde ich.

    Antworten

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