28 Juli 2021

Das Leben ist so einfach geworden

Was war das Leben früher doch kompliziert. Vor allem dann, wenn man als guter Mensch gelten wollte. Das fing schon im Christentum an. Liebe deinen Nächsten, wie dich selbst. Ich soll meinen Nächsten lieben? Selbst wenn es Erik ist, der Stinkstiefel, der mir die ganze Schulzeit versaut hat? Oder meinen Chef, der keine Möglichkeit auslässt, mir immer mehr Arbeit aufzudrücken? Den soll ich lieben? Den liebt doch niemand!

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17 April 2021

Lockdown-Lust

Lasst uns einen Lockdown machen! Einen richtig harten Lockdown! Einen Lockdown wie ihn die Welt noch nie gesehen hat!

Weg mit den jammernden Gastronomen. Sollen sie doch anders ihr Geld verdienen. Wir haben inzwischen alle Kochen gelernt. Und die, die das immer noch nicht können, sollen die sich doch ihr Essen beim Lieferdienst bestellen.

Weg mit den Kleider- und Schuhgeschäften. Es lebe die Jogginghose. Es lebe der Sportschuh vom Discounter. Mode war gestern, heute ist Minimalismus.

Weg mit den überfüllten Fußgängerzonen. Wer braucht denn so was?

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20 März 2021

Das Leben ist ein Gartenhaus (18)

Wir sind zu Besuch bei den Eltern von Schatz. Wohnen auf dem Land. Großer Bungalow mit Garten am Hang.

Kaffeetrinken im Wohnzimmer. Im Fernsehen läuft gerade die Tagesschau am Nachmittag.

… und dann habe ich ihm gesagt, solange er Covid hat, muss er im Gartenhaus wohnen, erzählt uns die Mutter Evelin.

Ja, bestätigt Frederik der Vater, ich hatte ja Symptome.

Er rannte ständig aufs Klo. Durchfall, Erbrechen, es war furchtbar.

Aber Covid-19 ist doch eine Lungeninfektion, gebe ich zu bedenken.

Kann aber auch andere Symptome machen. Seid ihr denn nicht informiert? Kopfschmerzen, Hirnschlag, Herzinfarkt, Nieren- oder Leberversagen. Ich wurde trotz der Quarantäne auch infiziert.

Du warst krank?, fragt Schatz erstaunt.

Und wie! Ich hatte blaue Flecken an den Beinen.

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31 Dezember 2020

Die alternativlose Neujahrsansprache der Bundeskanzlerin

Liebe Mitbürgerinnen, liebe Mitbürger,

wieder liegt ein Jahr mit Höhen und Tiefen hinter uns. Dabei begann es so gut, zumindest für mich. Ich weiß noch wie ich in Davos gemütlich mit Emmanuel, Giuseppe und Klaus bei einem Chateau Lafite zusammensaß. Wir diskutierten über Gott und die Welt. Wie man das eben so macht, während des Weltwirtschaftsforums. Ich weiß nicht, ob es der Wein war oder ob Emanuel zu Hause wieder Probleme hatte. Jedenfalls fing er an, herumzuposaunen, die einzigen wirklichen Demokraten in Europa seien die Franzosen. Es begann eine heftige Debatte, in die sich auch andere Regierungschefs einmischten. Die Emotionen kochten hoch. Vielleicht hatten wir alle einfach zu viel getrunken. Jedenfalls schlossen wir eine Wette ab. Gewinner sollte sein, wessen Bevölkerung sich als erstes gegen die Einschränkungen von Freiheiten auflehnen würde. Nur die Schweden waren Spielverderber und beteiligten sich nicht daran. Wir anderen hatten auch schon einen Anlass gefunden, mit dem wir die Einschränkungen begründen wollten. Ein neues Virus aus Wuhan. Es war gefährlich, aber nicht so gefährlich, dass die Einschränkung, die wir planten, gerechtfertigt wären.

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29 November 2020

Paranoia und Sachertorte (17)

Meine Eltern sind zu Besuch. Wir hocken am Esstisch. 

Und das ist wirklich erlaubt? fragt Mama.

Klar. Personen aus zwei Haushalten dürfen sich treffen, erkläre ich ihr.

Schön dass ihr da seid, sagt Schatz und gießt Kaffee ein.

War ja auch mal Zeit, sagt Papa, nachdem ihr uns letztes Jahr an Weihnachten versetzt…

Das war das schrecklichste Weihnachten überhaupt, unterbricht ihn Mama, ich hätte beinah geheult. Und jetzt ist schon bald wieder Weihnachten. Wie schnell doch die Zeit vergeht.

Dieses Jahr, sage ich, wird es vielleicht noch viel schlimmer, weil jeder zu Hause feiern muss.

Versteht ihr euch gut mit euren Nachbarn? Nicht das die euch anzeigen, weil hier so viele Leute sind.

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